Was würdest du tun? (Tag 42)
Danke, mein Schatz…
…und wieder hast du einen Schutzengel-Einsatz mit Bravour gemeistert und hast dein „Bennilinchen“ sicher und rechtzeitig aus der Gefahrenzone entfernt. Das hätte ohne dich ganz gewaltig schief gehen können. Und danke, dass du auch auf ihre Freunde aufgepasst hast, bis sie sicher daheim waren.
Ich war so hilflos gestern ohne dich, was hättest du gemacht? Du hättest Brendy sicher auch dort rausholen wollen, aber auch du hättest nicht nach Wien fahren können, du wärst nicht durch gekommen. Es geht ihr gut, aber das weiß eh niemand besser als du. ❤️
Wir wären sicher wieder beide vor dem Fernseher gesessen, du hättest verlangt dass ich die ganze Zeit mit Brendy telefoniere und wir hätten darüber geredet, in welcher Welt wir eigentlich leben. Nun saß ich dort allein, hab mit Brendy und Gitti telefoniert und mit niemandem diskutiert. Es ist einfach nicht dasselbe.
Es ist so schwer ohne dich, das Richtige zu tun und auf alle Kinder gut aufzupassen. Was mach ich nur mit Lucy, die sich so gegen die Schule wehrt, jeden Morgen das gleiche Theater. Und außer „es gibt eine Schulpflicht“ hab ich keine Argumente. Was würdest du tun? Schimpfen? Nachgeben? Diskutieren? Ich sag dir, das haut mir echt den Biorythmus zusammen.
All die vielen Kleinigkeiten, die ich jetzt ohne dich entscheiden und machen muss… Wenn ich mal aus meinem emotionalen Chaos auftauche, erschlägt mich der schier riesige Berg an Anforderungen.
Heute war endlich der Junghofer im Geschäft, den Wasserhahn reparieren. Ich hab ihm gleich das Material geschenkt, dass du gekauft hast und das er nicht verwenden konnte. Was soll ich denn auch damit. Aber nun tropft nichts mehr. Wieder etwas erledigt. Normalerweise hätt ich dich jetzt angerufen oder eine Mail geschrieben, dass das nun erledigt ist. Keine Anrufe mehr, keine Mails, keine Nachrichten. Dabei bist du doch überall am Handy noch unter Favoriten abgespeichert, ganz oben.
Deine Schlapfen stehen an ihrem Platz, deine Schuhe und Jacken hängen in der Garderobe, dein Geldbörsel und Papiere liegen beim Kalender, das Arbeitsgilet hängt bei der Kellerstiege. Nichts davon hab ich seit 6 Wochen berührt. Diese Dinge fügen sich so nahtlos ein, dass ich sie fast gar nicht wahrnehme. Was würdest du mit meinen Sachen machen? Auch alles liegenlassen, gell? Meine Tasche, mein Strickzeug… Würdest du das wegräumen, damit alles ordentlich ist? Ja, du würdest wahrscheinlich putzen statt ausmalen. Nur nix verändern, gell?
Ach Herzi, es ist so anstrengend und schwer ohne dich an meiner Seite, mein Mann, mein bester Freund, mein Berater, mein Tröster, Beschützer und Seelengefährte. Weißt du, große Entscheidungen krieg ich ganz gut hin – wie Bäume fällen oder stehen lassen, mit dem Womo fahren oder nicht, neue Möbel kaufen oder die alten behalten. Aber all der Alltagskram, diese hunderttausend Minidinge – was essen wir, wer fährt einkaufen, was brauchen wir überhaupt, was hältst du hiervon, was denkst du darüber…. – die kosten echt viel Kraft.
Ich weiß ja nicht, ob du da oben alles mitkriegst, aber bei uns tut sich ja einiges. Seit heute gibt es wieder einen Lockdown (der für meine Verhältnisse zu „light“ ist), der hätt dir auch nicht gefallen. Keiner darf was, aber alles hat offen. Du hättest gehofft, dass du wieder ins Homeoffice darfst, gell? Und hättest die Zeit daheim wieder genossen. Aber diesmal hätten wir endlich ausgemalt, das sag ich dir. 😉
Und wir hätten darüber geredet ob wir zu Silvester überhaupt nach Jesolo fahren können. Ach ja, Jesolo – die Versteigerung fand erstmals ohne uns statt, ich hab auch gar nicht gelesen in der Gruppe, das konnte ich nicht. Aber nachdem ich so super Womo gefahren bin (hast du DAS gesehen?) kann ich mir durchaus vorstellen, mit Lucy Urlaub zu machen. Bad Waltersdorf oder Murinsel, das könnte klappen. Meinst du ich schaff das? Was hättest du getan? Würdest du fahren?
Dann entscheidet sich heute ob der Trump weiter Präsident bleibt – da hättest nur geschimpft. Hättest du dir Sorgen gemacht? Ich weiß es nicht genau. Vielleicht, ob er einen Weltkrieg auslöst und wie du da deine Familie beschützen kannst.
Ich hab nicht geschaut, aber ich glaub der „schwarze Bub“ gewinnt schon wieder die F1-Saison. Jetzt waren sie in Imola, das hätte dir gefallen. Nach 14 Jahren, glaub ich. Ich weiß gar nicht ob die Truppe weiterwettet oder ob sie aufgehört haben. Ob sie heuer wohl mit den WettEinsätzen für dich Essen gehen? Oder sonst was unternehmen? Das wäre schön.
Petra hab ich gestern auch getroffen, als ich die Taferl in dein Büro gebracht hab. Die sind auch alle noch immer völlig fertig. Du hattest echt ein gutes Team! Petra meinte sie meldet sich im Dezember bei mir, offenbar sollen wir dein Weihnachtsgeschenk von der Feuerwehr noch kriegen. Endlich brauchst mal keine Ausrede, warum du nicht zur Weihnachtsfeier kannst. Obwohl ich glaub, das es heuer eh keine gibt – wär also gar nicht nötig gewesen, abzuhauen.
Gestern waren noch so viele hier einkaufen – und heute ist wieder mal nix los. Mir fehlt dein „gute Geschäfte“ in der Früh, wenn wir uns verabschiedet haben. Das war immer der Zaubersatz, der gute Umsätze garantierte.
Ich hab übrigens immer noch keine Heizung, nur einen Minikamin. Und auch wenn es draußen grad wieder blöd warm ist, hier herinnen ist es kalt. Aber mir ist sowieso immer kalt, jetzt noch mehr als früher.
Mir fehlt soviel, alles Papier der Welt würde nicht ausreichen um das aufzuschreiben. All unsere Pläne, all unsere Erinnerungen, unser Leben, unser Alltag, deine Sprüche, deine Stimme, deine Berührungen – die ganz besonders! Dein Arm um mich, dein weicher Bauch als Polster, deine warmen Füße unter der Bettdecke, deine Hand wenn sie meine Haare streichelt. DU!
Was hast du dir nur dabei gedacht, mich hier zurückzulassen? Da hast jetzt keinen passenden Spruch auf Lager, gell? Da fällt dir auch nix ein dazu. Ach Herzi, ich vermiss dich so. Deine Gesten, Worte, Grummelgeräusche, dein Schnarchen, Schmatzen – alles.
Brendy fühlt sich nicht wohl bei uns – ihr fehlst du sehr. Für Lucy und mich ist das Haus unser Nest, wo wir dir nahe sind. Für Brendy ist es ein Mahnmal, dass du nicht mehr da bist. Ich versteh das. Aber sie wird das in Wien schon schaffen, ihr Chris ist ein toller Mensch, schade, dass du ihn nicht mehr kennengelernt hast. Sie brauchen jetzt nur eine gescheite Wohnung – hast du da keine Connections?
Den ganzen Tag hör ich Radio, einfach damit wer redet. Aber ich krieg am Tag höchstens 3 Lieder mit, alles andere registrier ich gar nicht. Heute war es „Bridge over troubled water“ – ich wusste erst gar nicht, warum. Weißt eh, mein Englisch und ich… Aber Google hats mir übersetzt, jetzt weiß ich es. Du hättest das nach deinem Englischkurs ohne Google verstanden – und wahrscheinlich konntest du den Text eh auswendig, wie viele andere hunderte Lieder auch. Du warst immer so textsicher, hast so oft nach 3 Takten gewusst, welcher Song das ist, wer ihn singt und wie der Text geht.
Du warst so schlau, geschickt, intelligent, voller Wissen, voller Können – all das fehlt so sehr. Egal, um was es ging, du wustest eine Lösung – oder zumindest, wo du danach suchen musst. Ich, ich bin so unsicher oft, weiß nie, was richtig ist oder ob es nicht eine bessere Lösung gäbe. Bei dir schien alles immer do einfach, so klar. Du bist unersetzbar, wirst es für immer sein – egal, wie sehr ich mich bemühe, deine Aufgaben zu übernehmen, Neues zu lernen und zu versuchen, alles selbst zu machen.
Das natürliche Gleichgewicht stimmt einfach nicht mehr, weißt du? Ich weiß eh, solche abgehobenen Sachen haben dich nie interessiert, ich erzähls dir trotzdem. Wir saßen auf einer Wippe und meist hast du mich ganz oben schweben lassen. Dann bist du abgestiegen, ich bin runtergekracht, hab mir den Arsch angehaut – und jetzt bewegt sich die Wippe nicht mehr, egal wie sehr ich versuche allein weiterzuwippen. Aber ich kann doch auch nicht einfach absteigen und „zur Schaukel rüberlaufen“. Was würdest du tun? Was würdest du jetzt sagen?
Ja, du würdest sagen: „Prinzessin, mach dir nicht so viele Gedanken, das machen wir schon.“ Ich würde dich so gern stolz auf mich machen, dir beweisen, dass dein Glaube an mich gerechtfertigt war.
(NICHT auf den Link klicken, wenn man keine Lieder mag, die einen zum Weinen bringen!!!!)
Puh, Herzibinki, das war aber jetzt schon grenzwertig. Ich wär gar nicht mehr im Auto gewesen, hätt ich Kim nicht noch heimgebracht – und damit hätte ich es auch nicht gehört… So wias is von der Mayerin – hat die das für uns geschrieben? Ich hab das noch nie vorher gehört. Und ja, es ist nicht nur zum Rotz und Wasser heulen traurig, sondern irgendwie auch schön und ein bissi tröstlich. Es ist wie es ist. Oder doch nur wie es scheint?
Hab ich dir erzählt, dass ich wieder lese? Ja, ein Buch. Ja, sind immer noch nur 26 Buchstaben, ich weiß. 😉 Aber weißt du, ich wollte verstehen, wenn ich schon nicht begreife. Mittlerweile erkenne ich schon am Vorwort, ob das Buch etwas taugt oder nicht. Heute Mittag hab ich einen Rekord aufgestellt – nach 2 Sätzen hab ich das Buch weggelegt. Und ich hab nicht vor es je wieder zur Hand zu nehmen. So ein Schwachsinn kann nur jemand schreiben, der noch nie trauerte. Das gehört verboten, sowas zu veröffentlichen. Bisher hab ich 1 gefunden, dass ich toll finde, eins, das ok ist und jetzt hab ich eins begonnen, das sich gut anlässt. Ich erzähl dir dann davon, wenn ich mehr gelesen hab.
Puh, heut haben wir aber viel geplaudert, mir fällt auch gar nix mehr ein, was ich dir noch erzählen könnte…. Hör auf, ich muss lachen – ja, ich hör dich, wie dieser Satz weitergeht, das Spiel haben wir oft genug gespielt… Danke fürs erinnern ❤️
Ich liebe dich, jetzt und für immer, bis in alle Ewigkeit und einen Tag länger – deine Prinzessin