Es fühlt sich falsch an (Tag 31)

Morgengedanken

Egal, in welcher Stimmung ich grad bin, sie fühlt sich falsch an.

Hab ich einen guten Tag (so wie heute), steht da in Leuchtschrift in meinem Kopf: „Na, du tröstest dich ja schnell.“

Hab ich einen schlechten Tag, denk ich mir: „Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusamnen, du versinkst ja in Selbstmitleid.“

Nehm ich mir (fürs Wochenende) was vor, kommt: „Nau, tun wir mal wieder schön verdrängen, gell?“

Tu ich nix und starr nur die Bilder an, erscheint der Gedanke: „Ein bissl mehr Einsatz, Lady. So wirds nicht besser.“

Gibt mir jemand gut gemeinte Tipps, wehr ich mich: „Das funktioniert bei mir alles nicht, ich habe eine besondere Situation.“

Sagt niemand was und lässt mich in Ruhe, denk ich mir: „Jo, haben (mich) alle schon wieder vergessen, eh klar.“

Wie man es macht, ist es falsch. Wie ich mich fühl, ist es nicht richtig. Keiner kanns mir recht machen, am wenigsten ich selbst.

Das ist ermüdend und anstrengend. Und sehr semioptimal. Keiner weiß mehr wie er mit mir umgehen soll und ich geh mir selber auf die Nerven.

Ich hab das absurde Gefühl, ich trauere nicht mehr um Richi und unser gemeinsames Leben, sondern tu mir nur selber leid, weil es nicht so läuft, wie ich das gern hätte. Das fühlt sich verdammt falsch an.

Gestern Abend hab ich mir das komplette Foto- und Videoalbum angesehen… und es waren einfach nur Bilder. Ich hab das Gefühl Richi zu „verlieren“, nochmal zu verlieren, und das fühlt sich falsch an.

Mir ist durchaus bewusst, dass das alles Extreme sind und nichts davon ganz richtig oder ganz falsch ist – aber es fühlt sich halt so an.

Die Hochzeit

Sie war besonders, sie war speziell, sie war einzigartig und sie war richtig. Richtig schön, richtig unterhaltsam. Wir haben gelacht und geweint, gegessen und geplaudert und uns gut unterhalten. Es gab nur ganz wenige Momente, wo ich kurz durchatmen musste und eine kleine Pause am See brauchte. Eigentlich nur Rauchpausen, nicht mehr.

Nur zweimal wurde mir richtig bewusst, dass so vieles anders ist als vorher, was ich nicht bedachte: ich kann nirgendwo mehr was trinken – es gibt nur mehr mich als Fahrer. Und ich blindes Huhn muss dann auch bei Nebel und Niesel und im Dunkeln heimfahren. Nix mehr mit angeduselt ins Auto kuscheln und bis daheim ein Nickerchen machen. Das Prinzessinnendasein ist vorbei, ich muss jetzt alles selber machen.

Diese Erkenntnisse führten mir wieder brutal vor Augen, dass alles anders ist. Und ich fürchte, solche Situationen wird es noch oft geben, an die ich jetzt noch gar nicht denke. Wo ich so daran gewöhnt war, dass ich mich nicht kümmern muss – sie werden nach und nach auftauchen.

Aber ich hab sie gemeistert. Auch ein einziger Aperol den ganzen Tag schmeckt und im Konvoi heimfahren klappte sehr gut. Und darauf kann ich stolz sein – auch wenn es sich falsch anfühlt, auf sowas stolz zu sein.

Gerhard und Gitti sind ein tolles Paar und endlich bin ich nicht mehr allein sls „Angeheiratete Kalandra“ – jetzt hab ich Verstärkung gegen die „Echten“. Das ist schön. Die Liebe und Vertrautheit der beiden erleben zu dürfen ist schön – und sehr vertraut für mich. Gerhards Witze und Blödeleien sind so vertraut für mich, so bekannt, so echt – und das ist schön.

Und dann war da unsere kleine Amélia, die uns zwischendurch immer wieder gesagt hat, dass ihr „Opa da is“. Und das war wunderschön. Danke kleine Prinzessin, dass du noch so unverfälscht Dinge siehst, die wir Großen nicht mehr wahrnehmen können.