Produktiv und lehrreich (Tag 33)

Morgengedanken

Ich hab keine. Klar gibt es keine Sekunde, wo Richi nicht präsent ist, aber eigentlich drehen sie sich grad um Möbelzussmmenbsu, welche Uhren ich manuell zurückstellen muss und dass ich heute oder morgen die letzten Einwinterungshandgriffe machen will. Oder so banale Dinge wie: Wo kann ich das Womo nächsten Samstag für den Baumschnitt am günstigsten zwischenparken, damit ich am Sonntag zur 1. Fahrstunde elegant ausparken kann, ohne gleich als Volltrottel dazustehen?

Ich glaube heute wird wieder ein „normaler“ Tag. Normale Tage sind ja das Nonplusultra, ohne Kampf, ohne Trauerschübe, ohne Emotions-Achterbahnen. Normale Tage sind etwas besonderes, weil sehr sehr selten. Aber sie heben den Schleier und zeigen, wie es vielleicht einmal sein könnte. Man kümmert sich um Alltäglichkeiten, hat gleichzeitig immer den geliebten Menschen als „Hintergrundrauschen“ bei sich und lebt so vor sich hin.

Wenn man sich, so wie ich, viel mit Spiritualität und Esoterik beschäftigt, weiß man, dass jede Seele mit einer Aufgabe zur Welt kommt, einer Erfahrung, die sie machen möchte, einem Auftrag.

Vor wenigen Monaten diskutierte ich bei einem Coaching darüber, was meine Aufgabe sein könnte. All das, was ich tat, erschien mir zu banal, zu gewöhnlich, ich wollte doch auch eine Seele sein, die etwas Besonderes vollbringt. „Mutter, Ehefrau, für die Familie dasein und ein gemütliches Nest schaffen“ erschien mir zu langweilig. Ich wollte „die Welt retten“. 😉

Dabei bin ich viel zu faul und bequem um mich bei irgendwelchen Organisationen zur Weltrettung zu engagieren. Mülltrennung schaff ich grad nich so.

Aber ich dachte mir, wenn die Seele sich schon die Mühe macht als Mensch geboren zu werden, dann muss sie auch einen besonderen Auftrag haben.

Diese Ansicht hab ich komplett über Bord geworfen – Richi wollte nie etwas anderes als für uns da zu sein (und seine Ruhe haben) – und das hat er wunderbar erledigt. Seine Aufgabe hier ist jetzt im Nachhinein klar definiert zu sehen. Das find ich schön und das gibt mir auch das Wissen und den Trost, dass er seinen Seelenauftrag erledigt hat und fertig war.

Was nun meiner ist, weiß ich zwar immer noch nicht, aber ich glaube, einfach jeden Tag sein Bestes geben und für die da zu sein, die mich gerade brauchen, ist schon ein guter Ansatz.

Um so selbstlos wie er zu sein, bin ich ein bissi zu egoistisch, natürlich ist es mir wichtig, dass es meinen Kindern gut geht und werde, sofern es mir möglich ist, weiterhin ihre Wünsche erfüllen – aber ich bin nicht der Mensch, der selbst auf alles verzichtet, nur damit die Wünsche der anderen erfüllt werden können. Und da jetzt niemand mehr da ist, der mir meine Wünsche von den Aufen abliest, werde ich mich eben auch darum selber kümmern, ich denke, das ist legitim.

Aber meine „Höhenflüge“ leg ich ab, hab ich schon abgelegt. Ich werde mein Geschäft führen, für meine Kinder und Enkelkind(er) da sein, für meine Familie und Freunde, werde unser Haus in ein Kuschelnest verzaubern, in dem sich jeder wohlfühlt und mit Lucy und dem Wohnmobil die Welt erkunden. Das genügt, denn dann bleibt irgendwann mal die Erinnerung an einen Menschen, der sein Bestes gegeben hat.

Der Tag

Wir haben Lucys Möbel zusamnengebsut und bis auf zwei verkehrt herumene Leisten hab ich alles richtig gemacht. Und alleine. Mani hat das dann nur richtig rum reingeschraubt und einen Schrauben entfernt, den ich so vernudelt hab, dass er sich nicht mehr drehen ließ.

Ich hab die beiden Regale unter Manis Anleitung montiert und dabei erstmals einen Schlsgbohrer in der Hand gehabt.

Ich probiere alles aus und was gar nicht geht, lass ich jemand anderen machen. Aber erst will ich es selbst versuchen. Ich musste in den letzten Wochen so viele Dinge tun, von denen ich keine Ahnung hatte – da wird ein bisschen Farbe und ein paar Schrauben wohl zu schaffen sein. Und jede Schraube bringt mich meinem Ziel „Kuschelzuhause mit Wohlfühlgarantie“ einen Schritt näher. Auch wenn ich Blasen an den Händen hab vom Schrauben.

Es tut gut, Dinge zu tun, wo man zumindest schon mal zugeschaut hat und geholfen. Und es ist noch besser wenn man es schafft. Ist ein gutes Gefühl, macht Spaß – und die Bewunderung der anderen ist wunderbar. 😉

Heute war ein Tag wo Richi einfach ins Alltagsgeschehen integriert war, auf eine ganz natürliche Art. Er war stolz auf mich, das hab ich gespürt – und ein klein bissi beleidigt. Sein Standardsatz: „Dann brauchst du mich ja bald nicht mehr, wenn du alles alleine kannst.“ war deutlich zu hören.

Meine Antwort ebenso: „Ich brauch dich immer, mein Engel. Was soll ich ohne dich denn tun?“

Und so wird es sein – ich werde ihn immer brauchen und er wird immer bei mir sein. Bis wir uns wiedersehen.