Protokoll eines x-beliebigen Tages (Tag 49)
So wie ich einschlafe, so wache ich auf – in Sekundenbruchteilen. Ich glaube, ich bewege mich nachts nicht mal, weder Polster noch Decke sind zerwühlt. Ich träume auch kaum, kann mich an nichts erinnern.
Augen zu, Welt weg. Augen auf, Trauer da. Meist so zwischen 5:00 und halb 6. ganz selten erst nach 6:00. Ich stehe auf, wickle mich in den Bademantel und mach mir einen Kaffee.
Es ist immer noch die gleiche Packung, die ich Abfang Oktober gekauft habe. Ich komme solange damit aus. Auch die Milch reicht ewig, das fühlt sich so falsch an. Richi fehlt.
Ich ignoriere die unaufgeräumte Küche, setze mich ins Wohnzimmer, zünde ein Kerzerl an, schaue, was es am Handy Neues gibt. Die Meerschweinchen quieken.
Das war sein Job, sie morgens zu füttern. Zumindest sah er es als seine Aufgabe. Ich starre ins Leere, bei jedem Geräusch von oben zucke ich zusammen, werde 54 Tage zurückkatapultiert, lausche. Richi fehlt.
Es liegt zuviel herum, der Aschenbecher ist nicht ausgeleert. Das hätte es früher nicht gegeben, Richi war fast immer als Erster wach (außer am Wochenende und am 18.9.) und hat sich darum gekümmert, das alles ordentlich ist.
Ich bin abends zu müde und morgens zu traurig. Wie soll ich all das nur jemals schaffen, wenn nach 2-3 guten Tagen immer wieder so viele dunkle folgen?
Ich füttere die Schweinchen, die können ja nichts dafür. Ich auch nicht. Sitze und starre wieder. Mir fallen Richis Morgenrituale ein, seine Routine, von der er kaum jemals abwich, denn jede Abweichung störte seinen Biorythmus, machte ihn unrund.
Wecker abdrehen, aufstehen, Kaffee, Fenster kippen, Dunstabzug einschalten für Durchzug (konnte ich nie leiden das Summen am Morgen, mach ich auch jetzt nie), Kerze anzünden, erste Zigarette, schauen. 2. Kaffee, aufs Klo gehen, mich wecken, Lucy wecken, Schweinchen füttern. 3. Kaffee, Zähneputzen, Listerine gurgeln (steht auch unberührt hier herum), anziehen. Ein letzter Kaffee, Aschenbecher nochmal ausleeren, Biomist rausbringen, Kaffeehäferl in die Küche stellen, Schuhe anziehen, Arbeitsjacke anziehen, Schlüssel einstecken, Fisherments kontrollieren, Apfel, Handy, Papiere, Geldbörse einstecken (in genau der Reihenfolge), Auto- und Hausschlüssel einstecken, Abschiedskuss, der Satz „Bin ich schon in Paaansion?“, zum Auto gehen, am Weg in die Mistkübel schauen (warum eigentlich?).
Ich schaff gerade mal das Kaffeetrinken und aufs Klo gehen. Richi fehlt. Seine Routinen fehlen, auf die konnte man sich verlassen (und sie haben mich oft genug genervt).
Ich versuche mein Hirn dazu zu bringen herauszufinden, was heute zu erledigen ist. Die einzelnen Arbeiten flattern wie Kolibris durch den Kopf, sind kaum einzufangen. Konzentrier dich, Bettina!
Ok, Sky gehört erledigt, sonst haben wir in 2 Wochen kein Fernsehen mehr. Auf der BH muss ich anrufen, die Isolation abklären. Zuviele Fragezeichen im Kopf dazu. Weiter, Bettina, du schaffst das. Was noch? Die Zettel an die VBV schicken! Aufräumen. Bügeln? Keine Ahnung, hab ich kürzlich gewaschen? Muss ich nachschauen. Später.
So täts a depperter Elektriker machen… Der Satz ist plötzlich in meinem Kopf. Das hat er immer gesagt, wenn ich zu kompliziert dachte. Wie, mein Schatz? Wie würdest du es machen? Das sagt er leider nicht mehr dazu. Richi fehlt an allen Ecken und Enden.
Ich schau auf die Uhr, es ist 8:00. was hab ich die letzten zweieinhalb Stunden getan? Ich weiß es nicht, grad war es erst kurz nach sechs, 2 Stunden fehlen.
Duschen, anziehen – endlich ein alltäglicher Punkt, den ich alleine kann, ohne Flashbacks.
Ich stehe in der Dusche, sein Lieblings-Duschgel grinst mich an – soviel zum Thema Flashbacks. Ich seh ihn in der Dusche stehen, auch hier immer gleiche Abläufe, alles genau nach Plan. Höre die prustenden Geräusche, die er imner machte. Höre, wie er nachher stolz verkündet, dass alles wieder ganz sauber ist. Im Kasterl sein Fach: Rasierer, elektrische Zahnbürste, Listerine – alles so, wie er es zuletzt hingestellt hat.
Schlafzimmer, ich zieh mich an. Sein leerer Kleiderschrank gähnt mich an. Sein Wecker, noch auf Sommerzeit, wird nie wieder läuten. Der letzte Gegenstand, den er berührte.
Lieber wende ich mich meinem Schrank zu. Dort grinsen mich unzählige Kleidungsstücke an, die Richi mir in Jesolo gekauft hat. An jedes einzelne kann ich mich erinnern. STOP! Jetzt bloß nicht an Jesolo denken, an glückliche Urlaube, an die geplatzte Hochzeitstagreise.
Was nun? Ich sollte jetzt im Geschäft stehen und zufrieden Wolle verkaufen, mich freuen, wenn Richi anruft ubd fragt, wie die Geschäfte laufen. Ein bisschen über seine Arbeit jammert. Fragt, ob ich schon genug verdiene, damit er daheim bleiben kann – oder alternativ bei mir als Hausmeister anfangen kann. Stattdessen Isolation wegen Corona. Umgeben von Gegenständen, Erinnerungen, egal wohin ich schaue. Bilder, Gesprächsfetzen – alles in meinem Kopf.
Ich fange an aufzuräumen, bringe den Müll raus. Eine neue Biotonne steht da. Wer hat sie bestellt? Wann wurde sie ausgetauscht? Wo ist meine alte, kaputte? Kaputt, weil Richi immer reingestiegen ist um die Blätter zu pressen und noch mehr reinzustopfen.
Küche: im Schrank unzählige Fisherments, wir werden nich 3 Jahre daran lutschen. Im Kühlschrank seine Mayo, Pfefferoni, Grillsaucen – alles Dinge, die keiner von uns isst. Seine blühenden Orchideen, sie sollten im Büro stehen, nicht hier in der Küche.
Pause, ein Schluck Kaffee. Ich melde mal wieder einen Newsletter ab. Es ist mein Handy, wenigstens hier gehört alles mir. Ich lösche die Browserseite nach der Abmeldung, alle anderen fächern sich auf. Richis Blog, 3 Seiten mit Dingen, die er auf meinem Handy gesucht hat: Klimaanlage, Minikühlschrank, E-Scooter. „Machs nicht zu, die brauch ich noch.“ Er hat immer alles auf meinem Handy gesucht, seins wollte er daheim nie angreifen. Ich schaffe es nicht, diese Seiten zu schließen. Stattdessen leg ich das Handy wieder weg.
Es ist halbwegs aufgeräumt, nun will ich die Formulare am PC erledigen. Mein Computer steht in Richis Büro. Es ist seines, nicht meines. Nur mein PC steht deplaziert mitten am Schreibtisch, damit das Kabel vom Drucker hinreicht. Ich fühle mich als Eindringling. Ich muss das endlich umräumen, damit es mein Büro wird.
Da im Büro alles von Richi ist, fallen mir die Dinge gar nicht sonderlich auf. Ich weiß nur nicht, was ich mit all den gesammelten Kindergartenbasteleien, Bildern, PC-Spielen aus dee Steinzeit, USB-Sticks und Handywertkarten tun soll. Nichts davon ist von Wert, weder materiell noch emotional. Ich weiß aber auch nicht, was davon noch gebraucht wird oder nur da liegt, weil es immer schon da lag. Aber ich kann doch auch nicht immer alles „vorläufig“ in Kisten packen und im Keller stapeln.
Je mehr die Abwesenheit von Richi realer wird, desto mehr füllt sich das Haus mit seinen Sachen. Der Mann, der zu Lebzeiten mit 3 DZ-Leiberln, 2 Unterhosen und 2 Wohnzimmerladen mit Krimskrams ausgekommen ist, belegt mittlerweile das komplette Haus. Wo kommen all diese Dinge her? Wo waren die vorher? Es gibt keinen einzigen Raum, wo nicht etwas von ihm herumsteht. Hauptsächlich Dinge, die keiner von uns nutzt oder braucht.
Ich scrolle durch meine Mails, die waren mal schön sortiert und aufgeräumt. Mittlerweile hab ich 680 Ungelesene. Ich versuche mich zu konzentrieren, schauen ob etwas Wichtiges dabei ist, das erledigt gehört.
Eine Rechnung einer Mieterin mit der Bitte etwas zu ändern an meiner Abrechnung. Ich bin überfordert, weiß nicht was sie will. Ich weiß aber, das ich es wissen müsste, es ist ganz simpel. Trotzdem schaltet mein Hirn ab.
Eine Mail wegen der Gemeindepostwerbung, die Grafik passt nicht. Was muss ich tun? Ahja, die Daten Kim weiterleiten. Geschafft.
Ich lösche mehr oder weniger wahllos einige unwichtige Mails, ohne Plan und Sinn. Nur mehr 677 Mails. Frustriert hol ich mir meinen Kaffee, so wird das nix. Außerdem gibt es Wichtigeres zu tun als Spammails zu löschen. Oder?
Richis Postfach war immer leer, alle Mails in genau beschriftete Ordner verschoben, jederzeit mit 2 Klicks auffindbar. Er hat sich alle Mühe gegeben, mir das System beizubringen und mich von den Vorteilen zu überzeugen. Ist ihm auch halbwegs gelungen, auch wenn ich nie so konsequent war wie er. Ich spüre wie er den Kopf schüttelt und entsetzt seinen Schreibtisch und mein Postfach betrachtet. Ok, also vielleicht doch erstmal Grundordnung reinbringen.
Mittlerweile ist es halb elf und ich hab außer duschen, anziehen und Geschirrspüler einschalten nichts geschafft. Schon wieder sind 2 Stunden einfach weg und ich weiß nicht wohin. Was tu ich in dieser Zeit? Ich weiß es nicht.
Im Büro fällt mein Blick auf das Kuvert mit den Dankeskarten. Ich wollte mich doch bei all den lieben Menschen bedanken, die für uns gespendet haben, für uns da waren. Warum hab ich das nicht längst erledigt? Ich schaff es nicht, die Karten starren mich vorwurfsvoll an. Anton hätte sie verteilen sollen. Seit Wochen hab ich nichts mehr von ihm gehört. Von niemandem mehr aus der Firma, vom Team, von Hilfsangeboten. Schade, aber ich versuche es zu verstehen. Das Leben geht weiter. Alle Leben, nur meins ist schockgefrostet. Nein, auch das geht weiter, es interessiert mich nur nicht mehr. Es ist nicht mehr das, welches ich hatte, das mir gefallen hat. Ich hab ein anderes gekriegt und ich mag es nicht.
„Es gibt keine Freunde im Leben, meine einzige Freundin bist du“, sagst du. „Nur wir beide zählen.“ Aber es gibt kein WIR mehr, nur mehr ein ICH ohne DICH. Zähl ich alleine überhaupt, oder bin ich jetzt eine Minuszahl? Was bleibt von der Wir-Summe, wenn du aus der Gleichung gestrichen wurdest? Die Hälfte? Ein Drittel? Ein Tausendstel? Nichts? Weniger als Nichts? Ich war nie gut im Rechnen – selbst schätzen konntest du besser als ich.
Es ist kurz vor eins und wir kommen vom Testen zurück. Der Weg dorthin hat mir wieder alles abgefordert. Erst funktionierte das Navi nicht, dann ist Lucy in der Zeile verrutscht und das Handy wollte uns ständig auf die Autobahn Richtung Graz lotsen. Wieder einmal hab ich bemerkt, wie mich solche Kleinigkeiten völlig aus der Fassung bringen und mich regelrecht aggressiv machen. Am liebsten hätte ich das Handy beim Fenster rausgeworfen.
Eine blöde Eigenschaft, die ich früher schon hatte, nur nicht so ausgeprägt und bei solchen Nichtigkeiten. „Hau ned die Nerven daune“, hat Richi dann imner gesagt und das Komnando übernommen. Ruhig und gelassen. Jetzt muss ich mich alleine wieder einfangen und runterkommen.
Wir essen, ich bin müde. Mittagsschläfchen, ich döse vor mich hin. Es ist kein echter Schlaf, aber zumindest vergeht die Zeit. Ich bin daheim, ich darf nicht raus, ich muss nicht raus – was man da alles erledigen kann. Jeden Tag der letzten Wochen, wenn ich mal wieder kundenlos im Geschäft saß, hab ich mir ausgemalt, wie toll es wäre, ein paar Tage/Wochen nur daheim sein zu dürfen und machen zu können, was ich will. Jetzt hab ich es – und krieg nichts auf die Reihe.
Wieder höre ich Richi: „Nimm dir doch nicht immer soviel vor. Eins nach dem anderen. Mach eine Aufgabe fertig, dann denk an die nächste. Du willst immer alles auf einmal und bist dann frustriert, wenn du es nicht schaffst. Und plan mehr Zeit ein, so geht sich das alles nie aus.“
Ja, er hat ja recht, wie immer. Ich muss langsamer machen, bei allem. Ständig überfordere ich mich selbst, erwarte zuviel von mir. Alles soll Ruckzuck gehen, von Hausrenovierung angefangen über Ordnung und Geschäftserfolg bis zum Akzeptieren meines neuen Lebens. Ich allein mach mir den Druck alles sofort erledigen zu wollen, niemand sonst. Dabei weiß ich doch dass ich weder körperlich noch emotional in der Verfassung bin, größere Aufgaben zu schaffen.
Ich lese den Bericht nochmal, Sky und die Mietermail sind imner noch nicht erledigt. Warum krieg ich so einfache Aufgaben nicht mehr hin? Was ist so schwer an einem Anruf? Es ist so frustrierend, dass das Hirn nicht wie gewohnt arbeitet. Leider verblödet es nicht genug, sonst würd ich es wenigstens nicht merken.
So Betty, jetzt rufst du bei Sky an…. 10min später weiß ich, dass ich in 10 Tagen nochmal anrufen soll für einen neuen Vertrag und sie erst aufhören, Werbung und Angebote zu schicken, wenn sie eine Sterbeurkunde haben – dann gäbe es auch Sonderkündigungs..irgendwas. Wieder mal bin ich fassungslos und desorientiert. Überfordert von simplen Infos, die zwar anders sind als die vor 2 Wochen, aber doch nicht so schwer zu begreifen. Oder?
Ich hab das Gefühl, in meinem Kopf ist einfach kein Platz, alle standardmäßig angelegten Schubladen sind mit Umzugskartons verstellt, ich staple nur einfach wahllos obendrauf. Dauernd fällt ein Stapel um und alles gerät durcheinander.
Ich schaue Richis Bild am Couchtisch an und rede mit ihm. „Kannst du mir nicht ein bisschen helfen? Ich kann das nicht alleine.“ Keine Reaktion, keine Idee, kein Gedankenblitz, nichts. Stille. Nicht mal ein schlauer Spruch.
Seufzend mach ich weiter wo ich… vor 5min? …vor 3 Stunden? …aufgehört hab: Mails sortieren. welch erhabende Beschäftigung. Ich mach mir einen Tee dazu, dann gehts besser. Öffne das Kasterl, von dort lachen mich 2 „schöne Grüße aus der SCS“-Honiggläser an. Die hat er vor kurzem noch heimgebracht. Vor Kurzem? Das ist mehr als 2 Monate her!!!
Ab an den PC. Nichts tun ist keine Option, sich auf den Abend freuen auch nicht. Ich hab grad kein Buch in dem ich lesen mag. Handarbeiten geht immer noch nicht, ich weiß nicht was. Im Fernsehen ist nie was (bei 3875 Sendern fast unglaublich), hier läuft jeden Abend Home&GardenTV, damit es nicht so still ist. Interessieren tut es mich nicht. Sonst auch nix, dann wenigstens jemand mit angenehmer Stimme.
Ich sortiere und sortiere, es geht ganz gut dahin, nur mehr 157 ungelesene Mails. Der PC zickt, lässt mich nicht löschen, nicht verschieben. Ich steh wieder kurz davor alles hinzuschmeißen. Nein, jetzt wird weitergemacht. Bis ich auf Richis letzte Email stoße, geschrieben am 16.9., 13:05.
Eine belanglose, kurze Antwort auf eine Nachricht von mir. Sie endet wie imner mit …lieb dich so sehr… Bei jeder Antwort fügten wir ein „so“ dazu, diese hatte 2. Seine allerletzte Nachricht an mich. Nie wieder wird es eine geben. Ich bin bedient für heute, schalte den PC ab. Es ist genug.
Was mach ich jetzt, es ist erst halb fünf! Zu spät um was Neues beginnen, zu früh zum schlafen gehen. Das war mal meine Lieblingszeit, draußen finster und kalt, herinnen gemütlich, Kerzerl, Richi neben mir auf der Couch, fernsehend. Ich daneben mit Wolle, Tee und Keksen. Jeder geht seiner Beschäftigung nach, trotzdem nah beieinander. Immer in Berührung. Die Welt draußen lassen.
Bisschen plaudern. „Was knödelst du da?“ „Einen Pulli.“ „Wie kann man nur so viel lesen, gibt doch nur 26 Buchstaben.“ „Gibt auch nur 3 Grundfarben am Fernseher, trotzdem schaust du ständig.“ „Hamna das?“ „Nein, brauchen wir auch nicht.“ (bei jeder zweiten Werbung!!!!) „Haben wir was Süßes?“ „Sicher, was soll ich dir machen? Mohnnudeln? Topfenstrudel? Palatschinken?“ Mitsingen bei den blödesten Werbungen, je nerviger, desto besser. Besprechen, welche Arbeiten am Wochenende zu tun sind. „Schreib das in deine Liste, sonst vergessen wir das wieder.“ Ich nehm mein Handy in die Hand und tippe. Schau noch ein bisschen, was es Neues gibt auf „Whatsfacetwitterapp“. „Dauernd hast du das Handy in der Hand.“ Hrmpf…
Ich möchte nicht noch einen sinnlosen Abend verbringen und schau Strickhefte durch. Vielleicht find ich ein neues Projekt, das Spaß macht. Pulli gefunden, passende Wolle da, geht los.
Mit der gleichen Wolle hab ich in grün einen Poncho gestrickt, in einem Campingurlaub, in einer Therme, während Richi neben mir gemütlich schlief… Egal, ich will das jetzt. Und verzägl mich schon beim Anschlag dreimal. Das wird nix, der Pulli gefällt mir auch nicht so gut.
Vielleicht doch lieber was, was ich schon angefangen hab und nicht mitdenken muss. Die blaue Jacke. Dicke Wolle, geht schnell, schaut cool aus. Begonnen hab ich die kurz vor Richis Tod. Ob das klappt?
Ja, das geht besser, vielleicht krieg ich ja ein paar Reihen zusammen. Ich geb nicht auf.
18:00 – die Stunden, die am Vormittag weg waren, tauchen jetzt offenbar wieder auf. Und dehnen sich ins Endlose. Radio oder Fernseher können die Stille nicht mehr übertönen, sie nimmt Raum ein. Spürbar. Ich werde sie ertragen, wie schon die 48 Abende davor und die 4800, die noch folgen werden. Bis ich endlich ibs Bett kann, um traumlos dem nächsten Tag entgegenzuschlafen…